"Was nur Musik wirklich kann" von Hampi van de Velde

“Was nur Musik wirklich kann” von Hampi van de Velde

Der rote Faden der Geschichte der Veränderung in der Welt ist nicht das Aufkommen und der Zusammenbruch von Kulturen oder die von Kämpfen, Kriegen und Religionen geprägte Moral, Ethik oder Gesellschaft. Stattdessen ist es die Musik, die durch die Kombination von Klängen und ihrer Wiederholbarkeit entstanden ist und uns bis heute bewegt.

In den Anfängen, als die Kommunikation noch ohne Worte stattfand, waren Klänge von grosser Bedeutung. Sie lösten verschiedene Wahrnehmungen über das Gehör aus und erweckten Gefühle. Menschen erhielten dadurch Informationen über Gefahren oder den Frieden. Zusammen mit aufkommenden Emotionen und angeborenem Instinkt ermöglichten die Klänge die Entwicklung von Intuition und präziser Wahrnehmung.

So entstand die Musik vor der Sprache, indem Laute und Klänge zu einer fühlbaren Harmonie verbunden wurden, die der Mensch im Laufe der Zeit zu beherrschen lernte. Die dadurch hervorgerufenen Gefühle übermittelten Informationen und wuchsen mit der Zeit. Begleitet von einfachen Instrumenten, die aus natürlichen Materialien gefertigt wurden und die Stimme begleiteten, entwickelte sich die Musik, wie wir sie heute kennen.

Besonders kreative Menschen mit besonderen Wahrnehmungsfähigkeiten, wie Schamanen und Medizinmänner auf allen Kontinenten, entdeckten die Musik als die Sprache der Götter. Sie führte sie in entrückte Trancezustände, in denen sie Erkenntnis, Wissen und Weisheit erlangten.
Zusammen mit dem Tanz, der wahrscheinlich zeitgleich entstand, wurden verschiedene Rituale entwickelt, um dieses ursprüngliche Wissen über Gesang, Klang und Tanz weiterzugeben. Diese Zusammenkünfte dienten als Klassenzimmer, und die Übermittlung von Klängen über grosse Distanzen, wie es beispielsweise von den Aborigines in Australien kultiviert und genutzt wurde, war das Telefon der Vorzeit.

Die Fähigkeit, Musik im Aussenbereich zu erzeugen, war ein Meilenstein in der Entwicklung, der die menschliche Spezies definitiv vom Tierreich abgrenzte und massgeblich zur Entwicklung unseres Gehirns beitrug.

Auch heute noch berührt und verbindet uns Musik. Sie überbrückt Welten, Kulturen und bringt Menschen zusammen.

Ursprünglich entwickelte sich die Musik isoliert auf verschiedenen Kontinenten. Dadurch entstanden unterschiedliche Musikrichtungen, Rhythmen und Lieder, die Geschichten erzählten und Wissen weitergaben. Daher unterscheidet sich die Musik in Indien von der in Tibet, in Afrika, Nordamerika, Westeuropa und Südamerika.

Musik wurde ursprünglich weltweit für Rituale jeglicher Art verwendet, insbesondere für das Beschwören geistiger Kräfte, die bei der Jagd oder im Kampf unterstützen sollten. Dabei waren die verwendeten Instrumente je nach Kultur sehr unterschiedlich. Doch gemeinsam war die Magie, die die ursprüngliche Musik mit ihren Rhythmen und Klängen auf der ganzen Welt hervorrufen konnte.

Irgendwann entwickelte sich die Musik von urtümlichen Klängen zu wohltuenden Harmonien, die Sinnlichkeit hervorriefen. Dadurch erlangte sie den Stellenwert, den sie noch heute hat, wenn sie Emotionen transportiert.

So wird die Veränderung der menschlichen Gemeinschaft in Wahrheit nicht durch einseitig geschriebene Geschichtsbücher dokumentiert, sondern seit jeher eindrucksvoll und ganzheitlich von der Musik aus der jeweiligen Epoche. Man könnte sich fragen, ob letztendlich die Musik die Gesellschaft verändert hat oder ob sich nicht die Gesellschaft durch die sich stets wandelnde Musik verändert hat.

Jedenfalls berührt mich Musik viel mehr und hat einen weit positiveren Einfluss auf meine mentale und körperliche Verfassung als jedes Geschichtsbuch. Oft sind Geschichtsbücher schwer verdaulich, wenn man bedenkt, was Menschen im Laufe der Zeit anderen Menschen und der Welt angetan haben. Komponisten und Musiker haben jedoch seit der Entstehung der Musik unseren Planeten zu einem verbundeneren und gemeinschaftlicheren Ort gemacht.
Überliefert ist auch, dass im Laufe der Zeit versucht wurde, die befreiende Wirkung der Musik zu verhindern. Bestimmte Rhythmen und Tonfolgen durften in Musikstücken nicht verwendet werden, weil sie zu viel Freude und Sinnlichkeit auslösten. Berühmte Komponisten, die Kirchenmusik komponierten, könnten dazu buchstäblich ein Lied singen.

Fakt ist, die Musik hat die Öffnung und Vermischung der Kulturen geprägt und dokumentiert. Denken wir an den Rock’n’Roll und den Blues, die mit der Kirchenmusik verschmolzen und revolutionäre Zeiten einläuteten. Oder die Flower-Power-Bewegung der sechziger Jahre, die die starre westliche Weltordnung auf den Kopf stellte, indem sie die verschiedenen Farben der Menschheit und sozialen Schichten nicht mehr trennte, sondern miteinander verband. Dadurch wurde ein vollständig friedliches Zusammenleben ermöglicht. Heutzutage ist es selbstverständlich, dass alle Menschen die gleiche Musik hören.

Es gibt kaum friedlichere Zusammenkünfte von Menschen aller Rassen, Länder, sozialen Schichten und politischen Ansichten als Open-Air-Konzerte. Dort sind alle einander nahe und erleben gemeinsam Momente, an die wir uns ein Leben lang erinnern können. Das verbindende Element, die Musik, hat die Kraft, das sich ständig Verändernde zusammenzuführen und zu einer Einheit zu formen. Damit waren nicht immer alle einverstanden. Viele Gemeinschaften versuchten immer wieder, bestimmte Musikstile zu unterdrücken, da sie ihre Moral und Ethik bedroht sahen.

Auch Volksmusiker in verschiedenen Ländern glaubten, dass wichtiges kulturelles Erbe verloren gehen würde, wenn sich die Musik vermischte. Das Gegenteil war jedoch der Fall, und die Ängste waren unbegründet. Durch die Vermischung breitete sich die Volksmusik in aller Welt aus, fand Gemeinsamkeiten und floss in moderne Musikrichtungen ein, wodurch sie ein grosses Publikum begeistert. Moderne Volksmusik verbindet und vereint Millionen von Menschen miteinander und zeigt auf, dass wir alle etwas gemeinsam haben und dass Volksmusik die Kraft hat, uns positiv zu beeinflussen. Sie kann uns im Alltag ein Gefühl von Zuhause geben, egal wie weit wir von unserer Heimat entfernt sind. Auch die Volksmusik hat es verstanden, sich anzupassen und zu verändern, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Gilt dies nicht auch für uns Menschen, die in (fast) allen Ländern mit verschiedenen Kulturen zusammenleben?

Egal ob im Blues, Rock, Klassik, Volksmusik oder Kirchenmusik – mittlerweile haben sich alle Stile miteinander verbunden und vereint, was für uns Menschen vorbildlich sein kann. Die Vermischung der Musikstile ermöglicht das Überleben der jeweiligen Stile.

Die Musik hat einen Weg gefunden, ohne Kämpfe und Mühe die Menschen im Herzen zu berühren und miteinander zu verbinden. Das kann wirklich nur die Musik.

 

Hampi van de Velde ist Heilmedium und Autor


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