Vielen Dank, lieber Michael, für das Angebot meinen Spirit-Moment hier zu teilen. Ich habe viele Jahre lang Workshops mit indigenen Schamanen und Heilern aus vielen unterschiedlichen Traditionen und Kulturen der ganzen Welt organisiert. An den meisten habe ich selbst teilgenommen und so blieb es nicht aus, dass sich auch meine eigenen Fähigkeiten entwickelten.
Ich hatte schon viele Rituale erlebt und, was die Schamanen betraf, auch einige wundersame Dinge und war fasziniert vom Schamanismus. Natürlich war ich auch auf der Suche nach meinen eigenen spirituellen Fähigkeiten.
In 2010 organisierte ich ein Schwitzhüttenritual mit einem indianischen Schamanen. Zu der Zeit übersetzte ich noch alle Workshops selber, so auch hier. Ich war völlig unvorbereitet für dieses einschneidende Erlebnis, das mein Leben völlig verändern sollte.
Die Schwitzhütte war bereits mit Decken abgedeckt, um völlige Dunkelheit zu gewährleisten und das Feuer brannte lodernd und knisternd, um die Steine zu erhitzen. Ein Teilnehmer nach dem anderen legte seine persönliche Medizin auf den Altar und suchte sich seinen Platz in der Schwitzhütte. Als letzte kroch ich in die Schwitzhütte hinein und setzte mich nah an die heilige Mitte, in der die glühenden Steine vom Feuerhüter platziert wurden.
Ich saß noch nicht ganz auf dem erdigen Boden, als etwas völlig überraschendes passierte. Ich kann es nur so beschreiben wie ich es empfand und ich werde diesen Moment auch nie vergessen: Der Wind fuhr in mich ein. Das mag eigenartig klingen, aber ich war von jetzt auf gleich nur noch Wind. Was ich damit meine? Der Wind füllte mich innerlich und äußerlich völlig aus – ich war nur noch Wind, während mein eigenes Ich daneben stand und erstaunt zusah. Ja, ich stand neben mir, neben meinem eigenen Körper, sah mein Gesicht und hörte eine Stimme. Aber es war nicht meine Stimme, es war die Stimme des Windes. Der Wind sprach in seiner Sprache durch mich und das hörte sich sehr ungewöhnlich an. Die Stimme des Windes ist nicht von dieser Welt. Auch das mag komisch klingen, nur, wer sie gehört hat, vergisst sie nie mehr.
Das Schwitzhüttenritual ging über vier Runden in die jeweiligen Windrichtungen. Der Schamane begann traditionsgemäß im Norden. Und alles, was der Schamane sagte, übersetzte ich auch, allerdings in der Stimme des Windes. Alle waren total überrascht, der Schamane, die Teilnehmer, die Feuerhüter und am meisten ich selbst. Da stand ich also neben mir und hörte eine Stimme, die ich vorher noch nie gehört hatte und die aus meinem eigenen Mund kam. Ich sah mir zu, wie sich mein Körper mit dem Wind bewegte und wie er blies und blies und blies. Der Wind ist der Wind und er hat viel Kraft und Energie, bläst laut und leise, wie eine Brise oder ein Sturm – er hat so viele Facetten, Aspekte und Ausdrucksweisen. Seine Stimme ist rau und tief oder sanft und hoch, mal lachend, mal bedrohlich, aber auf jeden Fall mit Qualitäten aus dem Jenseits.
Ich weiß ich noch genau wie das Ritual voranschritt und ich mir mehrmals dachte „Das bin nicht ich“. Und ich war es auch nicht, es war eindeutig der Wind. In der Schwitzhütte war es durch die glühenden Steine extrem heiß und der Wind blies mit voller Kraft, aber die Energie, die der Wind meinem Körper verlieh, ließ nie nach, sodass ich nicht ermüdete oder gar kollabierte. Ich beobachtete mich selbst fasziniert und hatte Bedenken, dass ich das so in dieser Power und Intensität vier Runden durchhalten würde, denn dieses Blasen und Wehen und Pusten in der heißen Luft war sehr anstrengend.
Der Schamane machte mit dem Ritual weiter vom Osten zum Süden und schließlich zum Westen. In jeder Windrichtung hatte der Wind eine andere Qualität und so erfuhr ich jede einzelne dieser Qualitäten sehr präzise. Erst als das Ritual vollständig und in allen vier Windrichtungen durchgeführt worden war, zog sich der Wind zurück und mein Ich kehrte in meinen Körper zurück.
Seither ist der Wind ein Teil von mir und seine Stimme in seinen vielen Facetten begleitet mich. Ich kann den Wind rufen, sodass er mich ausfüllt und durch mich spricht oder ich kann ihn wie einen Gesprächspartner zu mir rufen und mich mit ihm unterhalten.
Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig geprägt. Ich kann definitiv sagen, dass sich in mir dadurch einiges verändert hat. Durch das Spüren dieser gewaltigen Urkraft in mir, in meinem Körper und die gleichzeitige Kommunikation dieser Kraft durch mich, wo mein eigenes Ich völlig auf die Seite tritt und mir selbst zusieht, haben sich meine Wahrnehmung und Sichtweise auf alles Materielle und Nichtmaterielle grundlegend verändert.
Der Wind hat einen langen Atem. Meine körperliche Verfassung ist weder die einer Sportlerin, noch die einer Musikerin – also beides Dinge, wo ein langer Atem von Nöten ist. Aber der Wind bläst manchmal so lange, dass ich daneben stehe und mich wundere, dass diese anhaltende Luft in dieser Intensität aus meiner Lunge kommt. Ich bin es nicht, ich kann es nicht sein, ich habe nicht so viel Luft zur Verfügung. Es ist der Wind, der sich meines Körpers bedient, um sich auszudrücken und der wertvolle Beiträge für den Einzelnen und die Gemeinschaft überbringt. Dafür stelle ich mich gerne zur Verfügung. Wer den Wind einmal gehört hat, seine Präsenz gespürt hat, vergisst das nicht mehr. Es hat eine nachhaltige Wirkung.
Im Anschluss an das Ritual war ich vielerlei Kritik von Seiten der Teilnehmer ausgesetzt. Ich konnte das Geschehene nicht so schnell einordnen, geschweige denn erklären, denn ich war innerlich überwältigt und verwirrt, aber fühlte mich auch unglaublich bereichert. Mir ist klar, dass keiner der Teilnehmer tatsächlich nachempfinden konnte, was genau passiert war.
Seither gab es viel zu lernen über Selbstkontrolle, Selbstbewusstsein, Selbstzweifel, über verschiedene Arten des Channelns, über unterschiedliche Energien, Disziplin, Sicherheit, Kritik und Verantwortung, um das Channeln wirklich zu meistern. Ich erzähle davon, weil ich seither darüber hinaus viele schöne Erfahrungen gemacht habe. Und weil ich nach meinem Erlebnis glaube, dass es nur wenige Menschen gibt, die wirklich verstehen, was ein veränderter Zustand ist und wie man ihn kontrollieren kann.
Nach dieser Begebenheit veränderte sich auch meine Unterstützung während Workshops, Ritualen und Zeremonien. Die Schamanen setzten mich bewusst als Medium ein und förderten mein Vorankommen. Für ein unerfahrenes Medium ist Übung am allerwichtigsten. Ich wurde als Channel Medium in Sitzungen eingesetzt, channelte für einzelne Teilnehmer in Einzelsitzungen und leitete Channelrunden. Dies alles geschah während der Workshops.
Machte ein Teilnehmer eine mediale Erfahrungen, fiel zum Beispiel in Trance oder channelte unkontrolliert, wurde ich gerufen, um zu helfen. So lernte ich unglaublich fiel über die einzelnen Energien. Dieses Learning by Doing über zwanzig Jahre hinweg ist meine heutige Grundlage. Ich konnte dieses Feingefühl entwickeln, genau zu erkennen, welche Energie gerade am Wirken ist, was nötig ist zu tun und was der Teilnehmer während und nach seinem Zustand braucht. Da ist sehr viel Verständnis, Ruhe und Warmherzigkeit nötig, um das Erlebte einzuordnen und sich mit Begleitung und Unterstützung wieder langsam aus dem Channelprozess zu lösen. Ich habe bei den Schamanen viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten kennen gelernt und konnte mir einen großen Erfahrungsschatz aufbauen, aus dem ich schöpfe. Dafür bin ich den Schamanen sehr dankbar, denn so konnte ich mich selbst zu einem erfahrenen Channel Medium und einer umfassend geschulten Mentorin für Medialität entwickeln. Es ist sozusagen zu meinem Spezialgebiet geworden.
Und dadurch biete ich heute Channel Einzelsitzungen und individuelle mediale Ausbildungen an. Manchmal kommen andere Menschen in Zustände und Situationen, die sie nicht verstehen oder bei denen sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Ich helfe ihnen dabei, sich zurecht zu finden, gebe ihnen Struktur und begleite sie, damit sie wissen, wie sie ihre medialen Fähigkeiten einsetzen und steuern können.
Herzliche Grüße
Daniela
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